CRAN-Rundbrief Nr. 75, Juni 2019

Liebe CRAN-Freundinnen und -Freunde,

wenn jetzt der Rundbrief erscheint, liegt die diesjährige Reise nach Ghana schon einige Zeit zurück. Es war eine sehr bunte Reise, was auch schon daran lag, dass wir diesmal zu viert unterwegs waren und unterschiedlich häufig in Ghana waren. So haben wir diesmal nicht nur die „CRAN-Orte“ besucht, sondern auch die Gelegenheit zu Treffen mit ehemali­gen Mitarbeitern genutzt und auch neue Ziele in Ghana entdeckt. Die persönlichen Be­gegnungen sind immer wieder ein Highlight und von Herzlichkeit und Gastfreundschaft geprägt. Wir werden gerne als Gäste begrüßt und unser Einsatz für die Menschen in Gha­na wird sehr geschätzt. Einige Eindrücke zur Reise finden sich im Anhang.

„Geschäftlich“ waren wir in Cape Coast und in der Volta Region unterwegs. Während in Cape Coast die Schulen und CESS-Patenschaften im Mittelpunkt standen, ging es in Ho­hoe vorrangig um Landwirtschaft.

Anthony community school: die Kindergar­ten-Klassen


Erster Höhepunkt in Cape Coast war der Besuch der Anthony Community School, deren Einweihung wir beim Besuch vor zwei Jahren leider verpasst hatten. So haben wir die Schule jetzt im laufenden Betrieb besichtigt. Die Schule ist in gutem Zustand, auch wenn bereits die Frage nach Instandhaltung intensiv diskutiert wird. Wer hat ein Auge für not­wendige Kleinreparaturen? Und wer kümmert sich um die großen Anliegen: das Gebäude der Junior High School war vor zwei Jahren schon renovierungsbedürftig und ist jetzt komplett eingestürzt. Für die Schüler gibt es eine Behelfsunterkunft, aber ein Neubau für die drei Klassenräume wäre fällig. Ebenso fehlt noch das Gebäude für die Kindergarten­klassen. Die fehlenden Wände beim aktuel­len Behelf sind gerade bei den Kleinen ein Problem für die Konzentration: Sobald auf dem Schulgelände etwas Spannendes ge­schieht (wie ein Besuch von weißen Gästen) ist der Unterricht nicht mehr so spannend. Im Alltag fehlen immer wieder Schulmateria­lien. Hier konnten wir aktuell knapp 500 Euro an Sonderspenden überweisen, um ein wenig auszuhelfen, z.B. für Schreibtafeln für die Kindergartenklassen.

Alle Schulleiter, die wir gesprochen haben, wünschen sich auch eine Ausstattung mit Computern. Räume sind teilweise schon vorhanden. Hier sind wir aufgrund der früheren Erfahrungen aber noch zurückhaltend. Gerade in den Dörfern, die direkt an der Küste lie­gen, setzt das Seeklima den Rechnern massiv zu. Hier ist CRAN aufgefordert, ein ver­nünftiges Konzept zur Lagerung und Sicherung der Rechner zu entwickeln, so dass eine Investition längerfristig Nutzen stiftet.

Bei allen Schulbesuchen hat sich gezeigt, dass es immer wieder auch kleinere Anliegen gibt, wo CRAN durch die Bereitstellung von Material für den Unterricht oder für Bauten weiterhelfen kann. Es wird dringend wieder jemand benötigt, der sich vor Ort um die Be­darfe kümmert. Von daher sind wir dankbar, dass CRAN ab Juni wieder eine neue Mitar­beiterin hat, die sich sowohl um CESS als auch um Kommunikation und soziale Projekte kümmern soll. Wir werden sie in der nächsten Ausgabe näher vorstellen können.

Duakor: CESS-Kinder mit Felix

In den letzten Monaten hat sich Felix, der normalerweise für die Buchhaltung zuständig ist, über­gangsweise um die Belan­ge von CESS gekümmert und die Er­stellung der Jahresberich­te für Cape Coast übernom­men. Wir waren mit ihm auch in den ver­schiedenen Schulen, an de­nen die meisten Paten­kinder lernen. Wir hatten dort die Möglichkeit, uns mit den Schul­leitern oder den Lehrerin­nen zu treffen, die die Betreu­ung der CESS-Kinder vor Ort in der Hand haben. Es war beeindruc­kend, wie gut sie alle im Blick haben.

Und überall war der Wunsch zu vernehmen, weitere Kinder in das Programm aufzunehmen.

Gemeinsame Besichtigung des Speicherbeckens mit den Farmerinnen


In Hohoe stand dann das Reisprojekt (= Pilotprojekt für Reisfarmerinnen zur Errichtung einer Bewässerungesanlage, diezwei Ernten pro Jahr ermöglichen soll) für uns im Mittel­punkt. Es macht einen Unterschied, ob man nur die Baubeschreibung liest oder konkret auf dem Feld die fast fertigen Becken zur Wasseraufbewahrung sieht. Da noch die Was­serleitungen und Pumpen gefehlt haben, konnten wir noch nicht die ganze Anlage be­staunen. Nach den aktuellen Schätzungen werden die letzten Arbeiten im August abgeschlossen werden, CRAN wird die Farmerin­nen aber auch in den ersten Mo­naten der Nutzung noch begleiten. Wir hatten die Gelegenheit, mit einigen der Farmerinnen (und ihren Männern) zu sprechen. Sie schät­zen den Nutzen der Anlage wissen um das Privileg, als Pilotprojekt ausgewählt zu sein. Daher wollen sie zum Gelingen beitragen, damit ihr Erfolg Werbung für weitere Projekte sein kann. Mitarbeiter des Landwirtschaftsministeriums, die an den Schulungen beteiligt sind, brachten uns gegenüber ebenso deutlich ihre Wertschät­zung für die finanzielle Unterstützung aus Deutschland zum Ausdruck. Wir hoffen, dass der aktualisierte Zeitplan jetzt eingehalten werden kann und wir demnächst über eine er­folgreiche Inbetriebnahme berichten können.

Eine Ausweitung des Projekts auf weitere Täler ist bisher an den finanziellen Mitteln ge­scheitert. Auch der Versuch, eine Anschlussfinanzierung vom Land Niedersachsen zu er­halten, ist nicht gelungen, da Niedersachsen die reduzierten Mittel für 2019 gezielt nur in den eigenen Partnerländern einsetzt. Von daher werden wir jetzt erst die Fertigstellung des in Bau befindlichen Bewässerungssystems abwarten und dann weitere Optionen mit CRAN diskutieren.

CRAN selbst ist weiter in einer Konsolidierungsphase. CRAN Microfinance konzentriert sich inzwischen vollständig auf das Geschäft in der Central Region (rund um Cape Coast), hat momentan 22 Mitarbeiter und arbeitet profitabel. Ab wann ausreichende Überschüsse für soziale Projekte verfügbar sind, muss sich zeigen. CRAN selbst hat aktuell einige Chancen, bei verschiedenen Projekten mitzuwirken, aber dies war zum Zeitpunkt der Rei­se noch offen. Um zusätzliche Einnahmen zu gewinnen, sind jetzt zwei eigene Projekte in Hohoe geplant (Anbau von plantains (= Kochbananen) und Eierproduktion). Die Planun­gen hören sich vielversprechend an. Ebenso gehen wir davon aus, dass der von uns fi­nanzierte combined harvester (Erntemaschine) in der anstehenden Erntesaison zum Ein­satz kommt und auch dadurch weitere Mittel zur Verfügung stehen, damit die Gehälter der CRAN-Mitarbeiter gezahlt werden können.

Bzgl. der künftigen Ausrichtung von CRAN und den Konsequenzen für unsere Zusammen­arbeit haben wir wegweisende Gespräche vor Ort führen können, die in den letzten Wo­chen fortgeführt wurden. Da vieles noch von den notwendigen Entscheidungen Ende Sep­tember auf der nächsten Mitgliederversammlung (28.09.19 in Marl) abhängt, werden De­tails erst im nächsten Rundbrief veröffentlicht werden können. Unser Ziel ist es unverän­dert, dass wir an den verschiedenen Orten mit unseren Mitteln auch weiterhin ein wenig weiterhelfen können und unsere ghanaischen Geschwister so stärken, dass diese mit Lei­denschaft unterwegs sind. Danke, dass Sie dabei mithelfen!

Bis zum nächsten Schreiben herzliche Grüße

Gerd Eibach

Nachtrag: Geldanlage gesucht?

Benjamin Turkson, der von 2011 bis 2017 CRAN Microfinance geleitet hat, leitet jetzt eine eigene Bank für Kleinkredite (bluehorizonmoney.com). Um die verfügbare Kredit­summe zu erhöhen, bietet er die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung an. Wer mehr dazu wissen möchte, kann gerne bei mir eine Kurzpräsentation seines Unternehmens an­fordern. Alle weitergehenden Details zu einer Beteiligung können dann gerne direkt bei ihm erfragt werden. Kontaktdaten auf Anfrage bei mir.

Raus aus dem Alltag – Reinschnuppern bei CRAN

Fotos mit Daniel sind top!


Für gut zwei Wochen konnte ich mei­ner Tätigkeit als Fußballtrainer in Ghana entfliehen und zusammen mit meinem Patenonkel Gerd & Co mal genauer anschauen, was CRAN ei­gentlich macht und wie die laufen­den Projekte so vorankommen. Im Rückblick kann ich sagen, dass wir gemeinsam eine superschöne Zeit hatten und das, obwohl der Start et­was holprig verlaufen ist. Ursprüng­lich hatte ich geplant Gerd, Julia und Rolf am Freitag­abend vom Flughafen abzuholen, bis uns das Wetter in Amsterdam einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Dies trübte aber keineswegs die Stimmung, Samstagmittag sa­ßen wir zusammen bei Ben in Accra und ließen uns für die nächsten zwei Tage verwöh­nen. Besonders als Freiwilliger, der in den letzten Monaten eher bescheidene Verhältnisse gewöhnt war, tat es gut, die herzliche Gastfreundschaft inklusive eines Gottesdienstes und einer Einführung durch Ben in das Business von Blue Horizon (= Kleinkreditgeschäft) zu genießen. Aber nicht nur in Accra wurden wir mit offenen Armen empfangen. Sowohl in Cape Coast als auch in Hohoe ha­ben sich Sam bzw. die Mitarbeiter von CRAN sehr zu­vorkommend um uns gekümmert. Die dabei entgegengebrachte Dankbarkeit von den Partnerschulen des CESS-Programms und den Reisbauern in Hohoe haben mir gezeigt, dass es sich lohnt trotz aufkommender Schwierigkeiten Zeit, Geld und Energie in solche Projekte zu stecken. Ich kann mir durch­aus vorstellen mich irgendwann selber dafür zu investieren.

Daniel als Trainer bei der Arbeit

Zwei Dinge haben mich während unser Reise besonders gefreut: Das ausgewogene Ver­hältnis zwischen touristischen Sehenswürdigkeiten und CRAN-Angelegenheiten, welches für Abwechslung gesorgt hat, und die Dynamik in unser kleinen Ge­sandtschaft aus Deutschland. Je­der hatte seine Aufgabe. In mei­nem Fall war das neben dem Foto­grafieren dafür zu sorgen, die an­deren drei an so manche ghanai­sche Gewohnheit anzupassen und durch das Chaos der Märkte zu lenken. Als abschließendes High­light haben wir noch zwei Tage in meinem Projektort Bepong in der Eastern Region verbracht. Mir hat es viel Freude bereitet, meine Gäste aus Deutschland so gut es geht mit Verpflegung und Unter­haltung zu versorgen. Ein erklom­mener Berg und ein Training mei­ner U-13-Mannschaft stehen dabei zu Buche. An die gewonnenen Einblicke in die Arbeit von CRAN und die ge­segnete Gemeinschaft werde ich in Zukunft gerne zurückblicken.

Daniel Knautz (momentan für ein Jahr als Volontär an der Ghana Stormsoccer Academy in Kwahu Bepong, Eastern Region)