CRAN Rundbrief Nr. 69, Juli 2016

Rundbrief 69 Juli 2016

Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,

„Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt,
dem will er seine Wunder weisen in Berg und Wald und Strom und Feld.“

irgendwie ist diese Strophe aus dem alten Volkslied von Joseph von Eichendorff gerade recht passend: Die Ferien- und Reisezeit hat für viele begonnen und gleichzeitig liegt die Deutschlandreise der ghanaischen Mitarbeiter hinter uns. Diese Reise und ein brandaktuelles Anliegen sollen im Mittelpunkt dieser Ausgabe stehen.

Benedicta Afram (Öffentlichkeitsarbeit und CESS) und Sebastian Ike Agbodzi (CESS und technischer Berater bei Landwirtschaftsprojekten) waren vom 14. Mai bis zum 09. Juni bei uns zu Gast. Dreieinhalb Wochen waren sie in unterschiedlichen Regionen Deutschlands zu Besuch – von Hamburg bis zum Bodensee. Es war eine tolle Gelegenheit, viel über die Arbeit von CRAN und das Leben in Ghana aus erster Hand zu erfahren, auch wenn manchmal die richtige Vokabel fehlte. In den vielen Begegnungen waren die beiden gute Botschafter – nicht nur für CRAN, sondern für Ghana insgesamt. Es hat Eindruck hinterlassen, wie die beiden und CRAN insgesamt sich mit viel Expertise und Leidenschaft für die Entwicklung ihres eigenen Landes einsetzen und zur Armutsüberwindung beitragen wollen. Gleichzeitig haben die beiden ihre ersten persönlichen Erfahrungen mit Deutschland gemacht. Wir haben am Ende der Reise die beiden ein wenig ausgefragt.

Benedicta

An dieser Stelle folgen aber nur stellvertretend die Antworten von Benedicta:

Was hat Dich am meisten an oder in Deutschland überrascht? Ich hatte Deutschland nicht so grün erwartet. Ich habe das Land für komplett industrialisiert mit wenig Wald gehalten. Zu meiner Überraschung und Freude war in jeder Stadt und jedem Dorf, die ich besucht habe, viel Platz für Pflanzen und Grün – was wunderbar war.

Welches deutsches Essen hat Dir am besten geschmeckt? War etwas wirklich ungewohnt für Dich? Ungewohnt war für mich Sprudelwasser, weil die Firmen in Ghana nur Stilles Wasser produzieren. Ich mag gerne deutsches Essen wie Wiener Würstchen, Müsli, Kroketten, Geschnetzeltes und vieles mehr.

Was hast Du am meisten während der Zeit in Deutschland vermisst (außer Familie und Freunde)? Überraschenderweise habe ich die Sonne vermisst, was ich nicht gedacht hatte.
Was sollten Deutsche von Ghanaern lernen? In Ghana nehmen mehr Menschen am Kirchenleben teil, sowohl an den Gottesdiensten als auch aktiv am sonstigen Gemeindeleben. Hier können andere von uns lernen.
Was ist Dein Feedback nach sieben öffentlichen Veranstaltungen und vielen anderen Tref­fen? Die Menschen waren an all den CRAN-Projekten interessiert, mit denen CRAN das Leben der Menschen verbessert. Sie haben nachgefragt und waren mit unseren Antwor­ten zufrieden. Sie haben uns ermutigt, unsere Arbeit fortzusetzen.

Wird sich in Deiner Arbeit für CRAN etwas verändern, nachdem Du mit dem CRAN Freun­deskreis zusammen gewesen bist? Nun haben wir Gesichter zu den Menschen, denen wir Mails schreiben. Es ist leichter, über Projekte zu schreiben oder Fragen zu diskutieren. Wir haben eine bessere Vorstellung von dem, was der Freundeskreis von uns erwartet.

Hast Du Wünsche an die Zusammenarbeit zwischen CRAN in Ghana und dem Freundes­kreis? Ich hoffe, dass der Freundeskreis die Projekte von CRAN weiter unterstützt, weil noch so viel Arbeit vor uns liegt. Und ich hoffe, dass der Freundeskreis mehr Menschen zur Unterstützung von CRAN gewinnt, so dass wir mehr soziale Projekte umsetzen können. Ghana braucht so viel Hilfe wie möglich, um eine Entwicklungsbeschleunigung zu erreichen, die die ganz Armen unterstützt, die Arbeitslosigkeit reduziert und das Phänomen ausrottet, das jeden Tag Menschen an Hunger oder Unterernährung sterben.

Wenn Du die Chance für eine zweite Reise nach Deutschland hast, was möchtest Du auf jeden Fall in dieser Zeit machen? Ich würde gerne lernen, wie man manche der schönen Blumen pflanzen und erhalten kann, die ich gesehen habe. Und ich würde gerne mehr über moderne Methoden lernen, wie man einen Hof mit biologischem Anbau führt.

Gibt es ein besonderes Erlebnis oder ein großes Missverständnis, was sich auf der Reise ereignet hat? Sebastian wurde einmal eine Gartenschnecke angeboten, nachdem er erwähnt hatte, dass er gerne Schnecken isst. Dies war sehr lustig, da die Schnecken, die in Ghana gegessen werden, die Afrikanischen Riesenschnecken sind.

Dein Fazit? Wir haben unseren Besuch sehr genossen und würden keine Station auslassen, da die Reise uns die wunderbare Gelegenheit geboten hat, einen umfassenden Blick auf Deutschland zu werfen.

Sebastian

Sebastian (auf dem Foto bei der „Sichtung“ von Schulungsmaterial „Lerne wie der Garten wächst“) hat auf der Reise sehr eindrücklich über die aktuelle Aufgaben von CRAN bei den Reisprojekten in der Volta-Region berichtet. Wir konnten dabei viel über den Reisanbau und die dazugehörigen Wertschöpfungsketten lernen. In der Kette gibt es aber eine Schwachstelle, die durch die aktuellen Projekte nicht beseitigt wird. Bisher gibt es wenige Landmaschinen in der Region, die bei der Arbeit eingesetzt werden können, die Arbeiten werden mit der Hand erledigt. Dabei spricht einiges für den Einsatz von Maschinen:

  • Reisanbau ist körperlich anstrengend und fordert seinen gesundheitlichen Tribut von den Bauern.
  • Durch den Maschineneinsatz können die anstehenden Arbeiten rechtzeitig erledigt werden und der Anbau ausgeweitet werden.
  • Das Durchschnittsalter der ghanaischen Landwirte beträgt ca. 54 Jahre und daher können sie die anstrengende Arbeit nicht selbst bewältigen.
  • Hilftskräfte stehen aber nicht im ausreichenden Umfang zu den gegebenen Zeiten zur Verfügung.
  • Die Kosten für die Arbeitskräfte sind zudem hoch, so dass durch einen Maschineneinsatz die Gewinne erhöht werden können (bzw. der inländische Reis preismäßig mit Importen mithalten kann).
  • Durch den Maschineneinsatz können die Nachernteverluste reduziert und die Qualität und damit der Marktwert des Reis erhöht werden.

CombineHarvester

Die Landwirte selbst haben nicht das Geld, um die Maschinen zu kaufen. Sie können vor Ort auch keine Kredite aufnehmen, da die Zinsen sehr hoch sind, aber auch die Banken vor der Vergabe von landwirtschaftlichen Krediten zurückschrecken. Daher sucht CRAN nach Möglichkeiten, Maschinen zur Vermietung an die Bauern für die aktuelle Anbauperiode, die im August/September beginnt, aufzutreiben.
Daher haben wir als CRAN Freundeskreis entschieden, das wir 40 TEUR als Darlehen zur Anschaffung von 4 Power Tiller, 2 dazugehörigen Anhängern und 2 Combine Harvester (= Mähdrescher) zur Verfügung stellen wollen. CRAN wird die Maschinen an die Landwirte vermieten. Nach aktuellen Berechnungen amortisieren sich die Maschinen in 3-4 Jahren. Ein Weiterverkauf der Maschinen nach einigen Jahren an dann im Umgang mit den Maschinen erfahrene Mechaniker oder Landwirte ist vorgesehen.

Private Kreditgeber gesucht!

Wir benötigen private Kreditgeber, die bereit sind, kurzfristig bis spätestens Ende August einen Betrag zwischen ein- und fünftausend Euro für 5 Jahre zu verleihen. Das Geld wird in 5 gleichen Raten zurückgezahlt und mit 1 % verzinst. Ein zinsloses Darlehen wird auch gerne angenommen. Die Formulare für beide Alternativen stehen hier zur Verfügung.

20160620 Kreditvertrag zinslos

20160620 Kreditvertrag

Die ausgefüllten Verträge sind in zweifacher Ausfertigung an Gerd Eibach senden. Je früher die Zusagen eingehen, desto eher können wir das Geld nach Ghana überweisen und die Maschinen vor Ort beschafft werden.

PowerTiller

Aufgrund der Erfahrung mit der Kreditfinanzierung für das CRAN Office sind wir überzeugt, dass wir die Kreditfinanzierung auf die Beine stellen können. Und die erste begeisterte Reaktion auf das Kreditangebot aus Ghana hat gezeigt, dass wir damit eine große Hilfe sein können. Wer weitere Informationen zu der Darlehensanfrage braucht, soll gerne direkt auf Gerd Eibach zukommen!

Bezüglich der übrigen Projekte, die im letzten Rundbrief geschildert wurden (Mühlenprojekt und Anthony Community School), gibt es keine Neuigkeiten, wir werden demnächst wieder berichten.

Damit kommt die sommerliche Extra-Ausgabe zum Ende. Allen, egal ob mit oder ohne Reisepläne, wünsche ich einen fröhlichen Sommer, immer wieder Freude über die Vielfalt der Welt und Natur und die Gunst Gottes im Sinne Eichendorffs!

Herzlichen Grüße vom gesamten Vorstand

Gerd Eibach