CRAN-Rundbrief Nr. 63, Dezember 2013

Reisebericht 2013

CRAN Rundbrief Nr. 63

Liebe CRAN-Freunde und -Freundinnen,

wenn ich jetzt in der Adventszeit den Rundbrief schreibe, passt dies für mich gut zusammen: Die Adventszeit können wir als Zeit der Vorfreude, als Zeit der Hoffnung auf Erlösung und Gerechtigkeit erleben. Und Freude und Hoffnung kommt auch immer wieder in der Arbeit von CRAN zum Vorschein. Zwar kann ich derzeit wenig Neues berichten. Scheinbar hat sich in den letzten Monaten wenig getan. Aber vielleicht muss man genauer hinsehen:

Das CESS-Programm ist weiter gelaufen. Damit konnten wir zusammen ca. 80 Kinder unterstützen, die durch den Schulbesuch eine bessere Grundlage für ihre Zukunft erhalten. Durch die Unterstützung durch STAR-Ghana, ein internationales Entwicklungshilfeprogramm für Ghana, hat CRAN momentan eine zusätzliche Mitarbeiterin, die sich engagiert einbringt und für Verbesserungen bei CESS sorgen kann, da sie sich ausschließlich um diesen Bereich der Arbeit kümmert.

Durch unsere Spenden konnten wir die Gehaltszahlungen oder -aufstockungen für einige CRAN-Mitarbeiter und Lehrkräfte sicherstellen, die nicht oder nicht ausreichend von anderen Stellen bezahlt werden. Damit wird der Schulbetrieb an einigen Orten garantiert bzw. sind Mitarbeiter vorhanden, die sich um neue Projekte und den laufenden Betrieb kümmern können.

In der Schule in Abakam hat sich in diesem Jahr an den baulichen Mängeln leider nicht viel geändert. Zwar wurden die Dächer notdürftig repariert, aber grundlegende Maßnahmen konnten nicht durchgeführt werden. Für CRAN ist entscheidend, dass die Dorfgemeinschaft sich stärker einbringt und beharrlich auf die verantwortlichen Stellen einwirkt, um Hilfe zu erreichen. Wir haben inzwischen erste Rücklagen, um hier etwas Abhilfe zu schaffen, aber wir werden die Mittel nur in enger Abstimmung mit CRAN für diesen Zweck freigeben.

CRAN hat aufgrund unseres Kredits das neue Büro so weit fertigstellen können, das Mitte Oktober der Umzug in das neue Büro erfolgen konnte. Die offizielle Einweihung fand bereits im September mit deutschen Gästen statt (siehe Bild im Anhang). Damit haben sich sowohl die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter deutlich verbessert als auch das Erscheinungsbild von CRAN. CRAN kann mit einem eigenen Sitz deutlicher als etablierter Partner für Entwicklungsprojekte wahrgenommen werden. Zusätzlich entfallen jetzt die Mietkosten für die bisherigen Büroräume.

In einer Mail aus Ghana heißt es (übersetzt):

„Das Gefühl im neuen Büro ist einfach wunderbar. Die Mitarbeiter sind sehr begeistert und die Moral ist gestiegen. Jeder ist einfach glücklich. Mir ist gar nicht bewusst gewesen, dass ein neues Gebäude so viel Einfluss auf uns haben könnte, aber es ist so.“

Auch wenn die Zusammenarbeit manchmal etwas holprig und von kulturellen Eigenarten geprägt ist, erleben wir immer wieder die Herzlichkeit in der Zusammenarbeit. Dies erleben besonders alle, die die Gelegenheit zu einer Reise nach Ghana nutzen. Im September reiste Ludger Wöhle mit seiner Tochter Katharina erstmalig nach Ghana. Daher ist natürlich ein Reisebericht als Anlage beigefügt. Der Bericht kann insbesondere neuen Interessierten einen guten ersten Einblick in die Arbeit von CRAN geben, von daher kann er gerne auch als CRAN-Werbung weitergegeben werden!

Während des Aufenthalts fand auch die 20-Jahr-Feier von CRAN statt. Diese Terminwahl drückt die besondere Wertschätzung unserer Beziehung aus und wurde auch in weiteren Gesten immer wieder zum Ausdruck gebracht. Als sichtbares Zeichen für uns alle wurde eine Dankestafel erstellt, die Ludger Wöhle mitgebracht und offiziell bei der Mitgliederversammlung im November stellvertretend an den Vorstand übergeben hat.

Dieses Danksagung möchte ich hier an alle weitergeben, egal seit wann und in welchem Maße das Anliegen von CRAN mitgetragen wird. DANKE an alle aus Ghana!

Wir haben in den letzten Jahren wenig neue Projekte erlebt. Dies hängt immer mit der Frage der Finanzierung zusammen. So reichen unsere Spendenmittel nicht aus, um neue Projekte zu starten. Gleichzeitig stellen die internationalen Institutionen, die Entwicklungsprojekte finanzieren, insgesamt weniger Mittel für soziale oder Bildungsprojekte zur Verfügung. Einkommenssteigernde Projekte und damit verbundene Kleinkreditprogramme stehen eher im Fokus. Daher ist unsere Unterstützung für soziale Projekte unverändert nötig. Wir erleben aber auch immer wieder, dass CRAN viel Zeit und Energie darauf verwenden muss, um das Kleinkreditgeschäft wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben. Ebenso muss CRAN sich um die Durchführung von staatlichen oder internationalen Entwicklungsprojekten bewerben, damit die jetzigen Mitarbeiter weiterbeschäftigt werden können. So können wir dankbar sein, dass CRAN auch in diesem Jahr in allem bewahrt geblieben ist und weiter vor Ort wirken kann.

Ich bin gespannt, wie es mit CRAN in den nächsten Jahren weitergehen wird und in welcher Form wir dann das 25jährige Jubiläum feiern können. Aber vor allem wünsche ich mir, dass CRAN weiterhin als Hoffnungsträgerin unterwegs sein kann – gerade mit dem Blick auf Weihnachten. In einem Bibelvers für die Adventszeit heißt es „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ (Sacharja Kapitel 9, Vers 9) – und so wünsche ich uns allen, dass wir selbst Hilfe und Gerechtigkeit erleben und gleichzeitig immer wieder weitergeben können:

Fröhliche Weihnachten! (und viel Freude beim Lesen des Reiseberichts)

Herzliche Grüße im Namen des gesamten Vorstands,
Gerd Eibach

Zuletzt noch eine Ankündigung zum Jahresende: Die Spendenbescheinigungen werden im Februar/März wie gewohnt verschickt. Allerdings werden wir für kleine Einmalspenden künftig keine Spendenbescheinigung mehr automatisch erstellen, da für Spenden bis 200 Euro für die Steuererklärung der Bankbeleg bereits ausreichend ist. Wo mehrere Überweisungen erfolgt sind, z.B. die monatlichen Überweisungen für CESS-Patenschaften, werden die Spendenbescheinigungen unverändert zugesendet.

 

Reisebericht Ghana 2013 (von Ludger Wöhle)

Derjenige, der – so wie ich – noch nie in Afrika war, erwartet von seinem Besuch in Ghana meist folgendes bunte Gemisch aus Vorurteilen: anderes Klima, viele in Slums lebende Menschen, kaum Infrastruktur (Gebäude, Straßen), krankmachendes Essen, fehlende Sauberkeit, … Im Rückblick kann ich sagen: einiges bewahrheitet sich, anderes ist überraschend anders, nämlich total normal. Mit den relativ „kühlen“ Temperaturen zwischen 23°C (nachts) und 30°C (tagsüber) konnte ich mich abfinden, nicht aber mit der hohen Luftfeuchtigkeit (gefühlte 99,9%). Die Städte bestehen genauso aus vielen Häusern und vielen Autos, die sich gerne stauen, wie bei uns; auch in Ghana gibt es „schöne“ und weniger schöne Stadtteile; Sauberkeit hat einen anderen Stellenwert als bei uns. Vor allem aber gibt es viele normale Menschen, die sich genauso nach Glück und gelingendem Leben sehnen wie bei uns und dabei auch hier und da scheitern; es gibt Lachen und Weinen, Feiern und Traurigkeit; die Kinder lachen und spielen, wollen etwas lernen; was noch auffällt: der (christliche) Glaube wird intensiver gelebt.

Warum bin ich überhaupt ausgerechnet nach Ghana gereist? Vor ziemlich genau 20 Jahren wurde in Ghana die Hilfsorganisation CRAN (Christian Rural Aid Network) gegründet; der Gründer, Patrick Agbensinyale, hat dann zusammen mit alten Studentenfreunden um Hans Wallhäuser im Juni 1993 in Dortmund den Unterstützungsverein „CRAN Freundeskreis e.V.“ (CRAN-FK) aus der Taufe gehoben. Seit diesem Gründungstreffen bin ich als Mitglied vom CRAN-FK fasziniert davon, wie mit geringen Mitteln durch Motivation und Gottes Zutun vielen Menschen geholfen werden kann. Das beste Beispiel war das erste Projektdorf Abakam, in dem zunächst der Kindergarten und dann die „Grundschule“ aufgebaut wurden. In diesem Zeitraum von 20 Jahren haben unzählige Kinder es geschafft, mit der erhaltenen Bildung (und wenn es nur das Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechnen sowie die englische Sprache bedeutete) eine bessere Zukunft zu erhalten als ohne CRAN. Dieses „Leuchtturmprojekt“ von CRAN begleitet mich, und seit 20 Jahren träumte ich davon, Abakam mal zu besuchen. In diesem Jahr wurde der Traum dann endlich real, so dass ich mit meiner Tochter Katharina die 16tägige Reise im September 2013 antreten konnte.

Das Programm wurde von unseren Gastgebern gut durchgeplant, so gut, dass manchmal die Zeit zum Verarbeiten der vielen Eindrücke fehlte: Neben den Besuchen von aktuellen CRAN-Projektorten standen auch die Teilnahme an der 20-Jahr-Feier und der Einweihung des neuen CRAN-Office auf dem Programm. Und es gab auch Möglichkeiten, die eindrucksvolle Natur und Geschichte von Ghana kennen zu lernen.

Fangen wir mit letzterem an: Neben einer wunderschönen Sandstrand-Küste hat Ghana mit dem Kakum-Canopy-Walkway (ein ca. 400m langer Steg in ca. 30m Höhe direkt im Regenwald) und den Wli-Wasserfällen in der Volta-Region einiges an Naturschauspielen gerade für Europäer zu bieten. Hinzu kommen noch örtliche Feste und Besonderheiten. Allerdings werden diese reizvollen Ziele (noch) nicht in der für uns gewohnten touristischen Art und Weise aufbereitet, so dass immer auch ein Hauch von Abenteuer mit diesen Besuchen mitschwingt. Eine gewisse Ausnahme ist der Besuch von Cape Coast Castle, einer über 500 Jahre alten „Sklavenburg“: Hier wurden viele Afrikaner unter menschenunwürdigen Bedingungen gefangen gehalten, bevor sie nach Europa und Amerika verschifft wurden.

Dazu war es eine glückliche (evtl. sogar geplante) Fügung, dass unser Besuch in Ghana in die Zeit fiel, in der auch die mehrtägige 20-Jahr-Feier und die Einweihung des neuen Office geplant waren. Die 20 Jahr-Feier begann mit einer größeren Sachspende für ein in der Nähe von Elmina gelegenes Waisenhaus. Weitere Programmpunkte: Aussprache zwischen Management und Mitarbeitern, gemeinsame Gottesdienste, gemeinsame Mahlzeiten, musikalische Elemente und natürlich etliche Reden. Besonders eindrucksvoll waren die Danksagungen von Jugendlichen, die dank CRAN ihre Schulbildung erhalten hatten, und von den Chiefs einiger Dörfer.

Auch heute noch werden viele Kinder unterstützt, nun aber mehr individuell über das sogenannte CESS (Child Education Support Scheme): diejenigen, die sich die Kosten für die Schulbildung nicht leisten können, bekommen darüber einen finanziellen Beitrag von Sponsoren. Hier konnte CRAN-FK glücklicherweise etliche ghanaische Kinder mit deutschen Sponsoren zusammen bringen. Leider gibt es aber nicht annähernd so viele Sponsoren wie bedürftige Kinder!

Eine individuelle Förderung lässt CRAN Ghana aber nicht nur den bedürftigen Kindern mittels CESS zukommen; auch Erwachsene können sich Ihre Geschäftsidee fördern lassen – über einen Klein-Kredit. Mit diesem Klein-Kredit erhält man die Chance, eine Anschubfinanzierung für ein selbstständiges Einkommen zu erhalten, aus dem man dann nach und nach den Klein-Kredit wieder zurückzahlen kann. Dieses bei CRAN Ghana „Microfinance“ genannte Programm ist gerade für die ländliche Bevölkerung wichtig, weil:

  • normale Banken weit entfernt sind  CRAN kommt zu den Menschen in die Dörfer
  • ein Kredit normalerweise nur bei vorhandenen Sicherheiten gewährt wird  CRAN vergibt nur kleine Kredite und kann daher auf Sicherheiten verzichten
  • anderen Kreditgebern nur die Rückzahlung wichtig ist  CRAN schult die Menschen, bietet eine Versicherung, fördert die Gruppenverantwortung und hilft den Menschen in Notfällen

Insgesamt haben wir auch hier die christliche Grundeinstellung der CRAN-Mitarbeiter als wohltuende Ergänzung zum guten sozialen Gedanken erlebt!

Auch hier kann man in Deutschland die ghanaische Arbeit unterstützen: durch die Übernahme eines Teils dieser Klein-Kredite über die Internetplattform KIVA (www.kiva.org). Hier kann jeder einen gewissen Geldbetrag einzelnen Kreditnehmern zuweisen. KIVA sorgt dafür, dass Partnerorganisationen wie z.B. CRAN Ghana dieses Geld zu den Kreditnehmern bringen und auch die Rückzahlungen einsammeln. Der Vorteil für die Partnerorganisationen ist es, diese Kreditgelder nicht mit hohen Zinsen bei normalen Banken leihen zu müssen.

Der Geber erhält innerhalb des angegebenen Zeitraumes (meist 6-8 Monate) sein Geld – allerdings ohne Zinsen – zurück auf sein KIVA-Konto und kann dann entscheiden, ob er es einem weiteren Kreditnehmer zur Verfügung stellt oder wieder abhebt. Wer interessiert ist, kann sich gerne bei mir melden, ich helfe dann bei der Einrichtung und Abwicklung; ein netter Nebenaspekt ist es, dass bei Neuanmeldungen durch Einladung bestehender Mitglieder noch zusätzliche Spendengelder – sowohl für den Einladenden als auch für den Eingeladenen – von anderen Sponsoren zur Verfügung gestellt werden.

Und schließlich war dann auch der Besuch im Projektort Abakam angesagt: Es war ein ganz besonderes Gefühl, endlich in das Dorf zu fahren, das mich seit 20 Jahren mit CRAN verbindet. Nach etlichen Kurven sind dann die Schule und den Kindergarten zu sehen, die seither unzählige Kinder besucht haben. Und so froh ich war, endlich dort zu sein, umso trauriger machte mich der Anblick der Gebäude, die nach 20 Jahren in diesem Klima (nicht zu vergessen die heftigen Unwetter) stark renovierungsbedürftig sind. Engagierte Lehrer und motivierte Kinder haben das nicht verdient!

Es gäbe noch so vieles mehr zu erzählen: vom Reisanbauprojekt, der Regenwalderhaltung, der Bildungsvermittlung über eine eigene Radiostation usw., aber hier verweise ich gerne auf die Homepage (www.cran.org). Meine Schlussbemerkungen reserviere ich lieber für das Beste in Ghana: die Begegnung mit den Menschen dort, vor allem die Begegnungen mit denen der CRAN-Familie. Wir wurden mit einer wunderbaren Gastfreundschaft bei den Agbesinyales aufgenommen und fühlten uns dabei wie Familienmitglieder! Wir konnten uns mit vielen CRAN-Mitarbeitern nicht nur über deren Arbeit, sondern über Gott und die Welt (und natürlich die schönste Nebensache der Welt: Fußball ;-)) unterhalten und deren Engagement erleben!

Und so kann ich nur dankbar zurückblicken und sagen: Wir wurden mit viel Vertrauen in eine uns bislang fremde, aber beeindruckende und bereichernde andere Welt hineingeführt. Danke Herr, und segne Ghana und die Arbeit von CRAN!

Ludger Wöhle