CRAN-Rundbrief Nr. 57, Februar 2011

Liebe CRAN-Freunde,

dies ist der 57. Rundbrief (CRAN-Rundbrief-2011-02-26) seit der Gründung des Freundeskreises im Jahr 1993. Und doch ist dieser in seiner Art etwas Neues. Diese Zeilen sind nicht vom üblichen Schreiber verfasst worden. Und so steht diesmal weniger das Geschehen in Ghana im Vordergrund, sondern wir möchten mit diesem Brief einen Menschen in den Vordergrund stellen, ohne den der Freundeskreis bisher nicht denkbar war:

Still „God First“ – Gott an erster Stelle

„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“
Matthäus Kapitel 6, Vers 33

Am 02. Februar dieses Jahres verstarb unser Vorsitzender Hans Wallhäuser. Seitdem er im Jahr 2005 die Diagnose „Hirntumor“ bekam, musste er lernen, zunehmend eigene Grenzen und Krankheit zu akzeptieren. In dieser Zeit durfte er aber erfahren, wie Gott ihm Linderung von Leiden und Freiräume schenkte. Er ist im Frieden mit Gott von dieser Welt gegangen.

Ungerechtigkeit, Krankheit und Leiden gehören zum Leben auf dieser Erde, der gefallenen Schöpfung, dazu. Aus seinem Glauben heraus hat Hans Wallhäuser sich aber für Veränderungen in dieser Welt eingesetzt – für Gerechtigkeit, Gleichheit und Bewahrung der Schöpfung. Wo es in seiner Macht stand, hat er sich treu und gütig für Veränderung zum Positiven eingesetzt. Er wollte ein Stück des kommenden Reiches Gottes bereits in dieser Welt sichtbar werden lassen. Dies war ihm immer wichtig.

Die Entwicklung von CRAN Ghana ist ohne die Unterstützung von ihm nicht denkbar gewesen. Als 1993 die Idee aufkam, die entstehende Arbeit von CRAN in Ghana zu unterstützen, hat er sich bereit erklärt, die Führung des Freundeskreises zu übernehmen. Er hat diese Arbeit als seine Aufgabe begriffen und sich mit ganzem Herzen dafür eingesetzt. Mit großer Verlässlichkeit hat er sich um die vielfältigen Aufgaben des Vereins gekümmert und für die Unterstützung der Menschen in Ghana geworben. Diese Menschen blieben aber keine Fremden irgendwo in der Ferne. Er machte sich immer wieder auf den Weg nach Ghana, um persönliche Begegnungen zu ermöglichen und die Arbeit vor Ort zu erleben. CRAN als Familie mit einem gemeinsamen Auftrag – dieses Verständnis hat seinen Einsatz geprägt.

Wir sind dankbar für sein Wirken für CRAN und für ihn als Freund und Wegbegleiter!

Aus Ghana hat uns auch ein langes Schreiben von Patrick Agbesinyale, dem Geschäftsführer von CRAN erreicht, das noch einmal aufzeigt, in welchem Maße Hans in den vergangenen beiden Jahrzehnten am Aufbau von CRAN mitgewirkt hat. Die Geschwister in Ghana trauern um einen lieben und treuen Mitstreiter, der sich in all der Zeit für die Armen in Ghana eingesetzt hat und zum Botschafter des Landes geworden ist. Auszüge aus der Übersetzung des Schreibens haben wir beigefügt.

Uns allen im Vorstand war und ist es wichtig, dass die Arbeit auch nach dem Tod unseres Vorsitzenden weitergehen wird. Die im letzten Rundbrief beschriebene Aufgabenverteilung bleibt weiterhin bestehen. Mathias Rusert als stellvertretender Vorsitzender wird jetzt kommissarisch die offiziellen Vereinsgeschäfte bis zur nächsten Mitgliederversammlung weiterführen. Die einzelnen Aufgaben werden von den Vorstandsmitgliedern – zum Großteil unverändert – wie folgt wahrgenommen:

  • Finanzen: Jörg Ziegenhirt
  • Ausbildungspatenschaften (CESS): Mathias Rusert
  • Internet: Wolfgang Brüßler
  • Rundbriefe: Gerd Eibach

Das nächste Treffen des CRAN-Freundeskreises mit der diesjährigen Mitgliederversammlung wird am 12. November 2011 in Marl stattfinden. Genaueres werden wir rechtzeitig mitteilen.

Unverändert lebt der CRAN Freundeskreis von der Unterstützung aller – sei es durch die finanzielle Unterstützung, das Mitdenken und die Mithilfe bei einzelnen Aufgaben und durch Gebet. Von daher sind wir dankbar für alle, die sich bisher mit uns zum Wohle der Menschen in Ghana eingebracht haben und hoffen, dass dies auch in der nächsten Zeit so weitergehen kann.

Herzliche Grüße im Namen des gesamten Vorstands,
Gerd Eibach

Ein Nachruf auf HANS ‘KWEKU’ WALLHÄUSER; von deinem Freund und Bruder, PATRICK AGBESINYALE, Geschäftsführer von CRAN GHANA

“Wenn aber dieser vergängliche und sterbliche Körper unvergänglich und unsterblich geworden ist, dann erfüllt sich, was die Propheten vorausgesagt haben: „Das Leben hat den Tod überwunden! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo bleibt nun deine Macht? (…) Aber gelobt sei Gott, der uns den Sieg schenkt durch Jesus Christus, unseren Herrn! ”
(1. Korinther 15, 54-57).

(…) 1992 begann ich dann stärker meinen Traum von einer NRO zu verwirklichen und so entstand 1992 das Christian Rural Aid Network (CRAN). Hans und seine Freunde begegneten der Idee mit Enthusiasmus und waren bereit, CRAN in jeglicher Art und Weise zu helfen, um dessen Gründung zu unterstützen. Hans war ein wichtiger Baustein in dieser noblen Bewegung und engagierte sich stark. Er wurde so zur treibenden Kraft im ganzen Prozess des Aufbaus der notwendigen Unterstützung für die junge NRO. (…) Hans war schnell dabei, seine ehemaligen SMD-Freunde (SMD = Studentenmission in Deutschland) sowie seine Gemeindemitglieder zu mobilisieren, um die Umsetzung meines CRAN-Traums zu unterstützen, so dass bereits Mitte 1992 CRAN die ersten Beiträge von unseren Freunden in Deutschland bekam, um alle grundlegenden formalen Vorgänge zur offiziellen Anerkennung CRANs als NRO zu finanzieren. Seitdem erreicht CRAN regelmäßige finanzielle Unterstützung von unseren Freunden für unterschiedliche Projekte zur Entwicklung von Dorfgemeinschaften oder zur Bekämpfung von Armut.

Im Frühling 1993 kehrte ich nach Deutschland zurück, um an ein einem Lehrgang in Feldafing (München) teilzunehmen, der von der DSE (Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung, heute GIZ) veranstaltet wurde. Diesen Besuch benutzten wir, um den CRAN Freundeskreis e.V zu gründen. Der CRAN Freundeskreis begann seine Arbeit, in dem meine ehemaligen SMD-Freunde, ihre Familien und soziale Netzwerke sich auch formal verpflichteten die Arbeit von CRAN Ghana zu unterstützen. Hans wurde zum Vorsitzenden des Vereins, eine Position, die er von 1993 bis zu seinem zu frühen Tod im Februar 2011 inne hatte. Hans‘ Engagement für diese Aufgabe und das Streben nach Wachstum waren einfach unübertroffen. Er war der Motor hinter dem Freundeskreis, derjenige, der alleine sicherstellte, dass die Dinge passierten und dass sie zum richtigen Zeitpunkt passierten. Er trug die gesamte Organisation auf seinen Schultern, als CRAN sein offizieller zweiter Job wurde, wenn er auch für diesen keine Bezahlung bekam.

Im Juli 1994 lud ich Hans zum ersten Mal nach Ghana ein. (…) Seitdem gilt Hans als ein Teil unserer Familie. Wir gaben ihm den Namen “Kweku”, den Namen, den jeder an einem Mittwoch geborene ghanaischer Junge erhält. Zwischen 1994 und 1998 machte er weitere Besuche in Ghana, jedes Mal von ein oder zwei Freunden begleitet. Während dieser Zeit wurde er der wirkliche Botschafter Ghanas für den Freundeskreis, mit viel Leidenschaft und Eifer hielt er Dia-Vorträge über Ghana und seine Erfahrungen während seiner Besuche vor seinen Freunden oder in der Gemeinde. (…)
Mein vierjähriger Aufenthalt in Dortmund zwischen 1999 und 2003 ließ die Freundschaft zwischen mir und Hans noch weiter wachsen und vertiefen. Er war mein engster Freund und genauso mein Bruder. So lernte ich während dieser Zeit Hans noch besser kennen. Wir entschieden uns, gemeinsam am Aufbau von CRAN zu arbeiten und so erlebte CRAN zu dieser Zeit großes und vor allem schnelles Wachstum. Wir arbeiteten hart, um CRAN mit verschiedenen großen Organisationen zu vernetzen, wie z.B. dem EED (Evangelischer Entwicklungsdienst), der DWHH (Deutsche Welthungerhilfe) oder der niederländischen CORDAID, die dann einige unserer Projekte finanzierten. Hans spielte also eine wichtige Rolle bei der Vernetzung von CRAN mit verschiedenen Gemeinden, Gemeindegruppen oder andere kleinere Geber-Organisationen, die einzelne CRAN-Projekte unterstützen, so wie auch die vielen Einzelpersonen oder Familien, die an unseren CESS-Programm (Child Education Support Scheme) teilnehmen.
In der Tat glaube ich, dass CRAN bei uns beiden den größten Teil unserer Zeit und unseres Lebens eingenommen hat. Jedes Mal, zwischen 1997 und April 2009 bei meinem letzten Besuch, wenn ich bei Hans in Aachen war, habe ich ihn nach der Arbeit noch zuhause an irgendetwas arbeiten sehen, was mit CRAN zu tun hatte. (…)

Ich habe mich immer gefragt, was seine Motivationsquelle für CRAN und seine Arbeit war. Hans hat mir einmal erzählt, dass es seine Leidenschaft für die Armen sei, nachdem er die verschiedenen Arten von Armut in Afrika bei seinen vielzähligen Besuchen gesehen hatte. Er war so engagiert für die Armen, die Gesamtsituation in Ghana und Afrika als Ganzes. Er teilte die Vision und Mission von CRAN und im Grunde mehr als das. (…)

Den Hans, den ich kannte, war genau bis ins kleinste Detail. Ein typischer Deutscher, der auch noch Mathematiker war. Jedes Mal am Frühstückstisch in Ghana waren wir und unsere Kinder erstaunt über die Präzision und Genauigkeit, mit der Hans das Brot in Scheiben schnitt. Hans war auch ein guter Planer, der detailliert und genau war. Diese Fähigkeiten haben uns bei unserer Arbeit für CRAN, vor allem beim organisatorischen Aufbau, sehr geholfen. Ich persönliche habe eine Menge von ihm gelernt, so wie auch er ein guter Zuhörer und Lerner war. Er war schnell darin, Probleme zu lösen und er half uns, alle möglichen Arten von Modelle für CRAN zu erstellen. (…) Hans war eine sehr sanftmütige, freundliche und bescheidene Person. Über allem liebte er den HERRN.

(…) 2007 besuchten Hans und Anna (seine Frau) gemeinsam Ghana, was eine mutige Reise für jemanden ist, der mehr oder weniger noch im Heilungsprozess ist. Wir alle waren sehr glücklich über seinen Gesundheitszustand. Während ihres Besuchs in Ghana war es Hans sehr wichtig, zusammen mit Anna jedes einzelne Projekt zu besuchen, dass CRAN in drei verschiedenen Regionen Ghanas durchführte. Ohne dass wir es wussten, war diese Reise 2007 nach Ghana und zu CRAN gemeinsam mit Anna sein letzter Besuch. Hans bewies bei diesem, dass er eine sehr starke Person war. Trotz seines Gesundheitszustands hat er CRAN niemals aufgegeben. Er arbeitete weiterhin hart am Erfolg der Organisation.

(…) Hans starb im Glauben an den Herrn und festhaltend an seinem Engagement und seiner Leidenschaft für CRAN. In der Tat sprachen seine letzten Worte auch von der Zukunft von CRAN und seinem Wunsch nach Wachstum und Fortführung der Organisation. (…)

Hans, dein Freund Patrick und seine Familie sagen zu dir: “Dzudzor le nutifafa me!” (Ruhe in vollkommenen Frieden).

Hans, das gesamte CRAN-Personal und die Leitungen sagen “Fare thee well!” (Leb wohl).

Hans, die vielen benachteiligten Kinder von Abakam, Sanka, Shama-Kedzi, Duakor and Liati-Wote etc sagen “Adieu!”

Mein Freund und Bruder “Auf Wiedersehen!“

MÖGEST DU IN FRIEDEN RUHEN
Patrick Agbesinyale
CRAN Ghana
Cape Coast, Ghana